„Unsere Vereine bringen Menschen zusammen“ – Interview mit SFV-Präsident Heribert Ohlmann

Mit Präsident Heribert Ohlmann haben wir über aktuelle Themen beim Saarländischen Fußballverband gesprochen. Außerdem verrät er uns, was er in zehn Jahren machen wird!

Saarfußball Magazin: Die Saison 2024/2025 hat begonnen. Wo steht der Saarfußball aktuell? 

Heribert Ohlmann: Fußball ist im Saarland die beliebteste Sportart. Über 100.000 Menschen sind Mitglied in unseren 360 Vereinen. Vor Ort wird wichtige Arbeit für unsere Gesellschaft geleistet. Denn unsere Vereine bringen Menschen zusammen, im Training, auf der Tribüne oder an der Theke im Clubheim. Dafür sind wir dankbar und dieses ehrenamtliche Engagement wollen wir weiter unterstützen.

Wie macht Ihr das konkret?

Wir sind als SFV Ansprechpartner für unsere Vereine. Mit Angeboten wie den Vereinsdialogen oder unserem Clubberater helfen wir bei konkreten Fragen oder Anliegen. Wir wissen, wo der Schuh drückt, und versuchen die Probleme unserer Vereine zu lösen oder an die verantwortlichen Stellen heranzutragen.

Und auch überregional macht das Saarland von sich reden?

Das stimmt! Die SV Elversberg spielt in der 2. Bundesliga, der 1. FC Saarbrücken möchte die 3. Liga nach oben verlassen und auch der FC 08 Homburg will in der Regionalliga eine gute Rolle spielen, will auch um den Aufstieg mitspielen. Der Saarfußball ist zurück auf der nationalen Bühne. Gekrönt wurde all dies mit dem sehr guten Abschneiden im DFB-Pokal, vor allem beim 1. FC Saarbrücken, der nur hauchdünn den Einzug ins Pokalfinale verpasst hat.

Was sind derzeit die Herausforderungen des Verbandes?

Unter anderem wird das Thema Finanzen uns weiter beschäftigen. Durch die Umstrukturierung des LSVS und die Aufrechterhaltung der umfangreichen Leistungen für unsere Vereine, sind unsere Einnahmen zurückgegangen und unsere Ausgaben gestiegen.

Was bedeutet das konkret?

Wir haben einige Leistungen, die in der Vergangenheit durch den LSVS finanziert wurden, übernommen. Das ist eine Mehrbelastung. Gleichzeitig zahlen wir als SFV die Beiträge für die ARAG-Sportversicherung für unsere Vereine, was jährlich mit ca. 270.000 Euro zu Buche schlägt. Dazu kommen Mehrausgaben, die durch die Inflation bedingt sind. Deshalb haben wir als Vorstand begonnen, gegenzusteuern und alle Einnahmen und Ausgaben unter die Lupe zu nehmen. Das ist zwar schmerzhaft, aber notwendig.

Wie ist denn der Stand in Sachen Sportschule Braunshausen?

Leider ist die Situation in Braunshausen rechtlich komplex, was bisher einen Verkauf unmöglich gemacht hat. Das Grundstück, auf dem das Gästehaus steht, gehört dem Saarländischen Turnerbund. Das Haus gehört dem SFV. Das ist für einen Verkaufsprozess hinderlich. Wir alle arbeiten hier aber mit Hochdruck an einer Lösung.

Schlägt sich das auch auf die Kosten nieder?

Das Haus ist derzeit nicht belegt. Deshalb fallen auch deutlich weniger Kosten an als bei einer Belegung.

Auf dem Verbandstag wurde auch über das Thema Finanzen gesprochen. Was leistet der Verband derzeit für seine Vereine?

Ganz viel. Der größte Kostenblock ist die ARAG-Sportversicherung, die wir für unsere Vereine übernehmen, ein Kostenblock von ca. 270.000 Euro im Jahr. Trainerzuschüsse für Jugendmannschaften schlagen mit 50.000 Euro zu Buche. Dazu kommen Leistungen wie die Bereitstellung von DFB-Net, der Clubberater, Seminare und Qualifizierungsmaßnahmen.

Stichwort „Gewalt auf den Fußballplätzen“: was macht der Verband in diesem Bereich?

Ein großes und wichtiges Thema. Die Vorfälle beim SVG Bebelsheim-Wittersheim haben unsere Fußballfamilie im Saarland schockiert. Deshalb sind wir als Verbandsvorstand froh, dass die Strafe auf unseren Antrag hin vom Verbandsgericht deutlich erhöht wurde. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Prävention. Am 27. Mai diskutierten wir in Sotzweiler über die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs mit hochkarätigen Gästen, wie der DFB-Vizepräsidentin Prof. Dr. Silke Sinning und FIFA-Schiedsrichterin Fabienne Michel. Es hat mich sehr gefreut, dass über 110 Vereinsvertreter unserer Einladung gefolgt sind, um ein starkes Zeichen für Vielfalt, Teilhabe und Gemeinschaft gesetzt haben. Durch die engagierte Arbeit unseres Vizepräsidenten Stephan Alt ist es gelungen, Mediatoren auszubilden, die im präventiven Bereich eingesetzt werden. Durch diese Arbeit erhoffen wir uns auch eine erhöhte Sensibilisierung der Vereine für diese Thematik. Das Problem „Gewalt im Fußball“ können wir nur in den Griff bekommen, wenn alle, Betreuer, Spieler, Trainer, Vereine und Verband, an einem Strang ziehen. Leider können wir nicht jeden Vorfall verhindern, gehen aber scharf gegen jede Gewalttat vor, bestellen auffällig gewordene Vereine ein und weisen sie auf die juristischen Folgen weiterer Gewaltvorfälle hin.

Kannst Du nachvollziehen, dass einige die Strafen zu milde finden?

Zur Aufarbeitung solcher Fälle gibt es unsere unabhängige Sportgerichtsbarkeit, für deren Arbeit wir sehr dankbar sein sollten. Für alle Beteiligten ist somit ein fairer Prozess gewährleistet. Den Urteilen, die auf Grundlage unserer Satzung und unserer Ordnungen gefällt werden, sollten wir vertrauen und diese auch akzeptieren. Unabhängig davon gibt es bei einigen Vorfällen auch eine strafrechtliche Bewertung, auf die wir als SFV jedoch keinen Einfluss haben. Zukünftig wollen wir die Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden aber intensivieren.

Es gab auch den Vorwurf, dass der SFV bei den Diskriminierungsvorfällen im Schiedsrichterbereich nicht reagiert hat. Stimmt das?

Nein, wir haben reagiert. Aufgrund eines Falles passten unsere Vereine sogar die Rechtsordnung an, um zukünftig ähnlich gelagerte Fälle ahnden zu können. Es gab auch Gespräche mit den Beteiligten. Dass diese teilweise zurückgewiesen wurden, akzeptierten wir. Wir sollten uns aber im Ehrenamt überlegen, wie wir zukünftig zusammenarbeiten möchten, denn es ist und bliebt ein Hobby.

Ich möchte es aber nochmals betonen: unsere Sportgerichtsbarkeit urteilt unabhängig auf Grundlage unserer Rechtsordnungen. Eine strafrechtliche Bewertung ist davon unabhängig und entzieht sich unserem Verantwortungsbereich.

Lass uns in die Zukunft schauen, wo steht der Saarfußball in zehn Jahren?

In zehn Jahren bin ich 81 Jahre alt. Nach dem WM-Sieg in Saudi-Arabien sitze ich zum Eröffnungsspiel der Bundesligasaison 2034/2035 beim Spiel eines saarländischen Vereins auf der Tribüne und sehe einen 3:1 Heimsieg. Immer mehr Jugendliche spielen Fußball, unsere Vereine tragen in den Städten und Dörfern weiterhin zum gesellschaftlichen Leben bei und wir sind eine Fußballfamilie, die zusammenhält und gemeinsam unseren Fußballsport voranbringt.

Vielen Dank für das Interview.

Weitere Beiträge