Die Geschichte des Saarfußballs

SFV | Saarländischer Fussballverband

An dieser Stelle präsentieren wir zeitgenössische Berichte und Hintergrundinformationen zum Fußball an der Saar, mit vielen Bildern und interessanten Begegnungen. 

Damit soll ein Stück Sportgeschichte an der Saar in Erinnerung bleiben. Stolz können wir auf saarländische Persönlichkeiten des nationalen und internationalen Fußballs sein – Hermann Neuberger, Helmut Schön, Jupp Derwall, um nur einige zu nennen.

Über die Nationalmannschaft und den 1. FCS als „interessantes Team Europas“ Die FIFA-Zeit des Saarländischen Fußballs

Der 1948 gegründete Saarländische Fußball-Bund (SFB) war von 1950 bis 1956 Mitglied der FIFA und bestritt in dieser Zeit 19 offizielle Länderspiele, darunter vier Qualifikationsspiele zur Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz. Gruppengegner waren Norwegen und Deutschland. Vor 60 Jahren, im Sommer 1956, absolvierte die Saarländische Nationalmannschaft ihre letzten drei Länderspiele mit dem Abschluss gegen die Niederlande am 6. Juni 1956 vor 65.000 Zuschauern in Amsterdam. Hans-Peter Becker – bis 2013 als Verbandsjugendleiter Mitglied im Vorstand des SFV – beschäftigt sich schon seit langer Zeit mit der Historie des saarländischen Fußballs. Für das DFB-Magazin „Club der Nationalspieler“ hat Becker im Herbst die FIFA-Zeit des Saarfußballs beschrieben: Anfang, Ende und Verlauf eines denkwürdigen Kuriosums der Fußballgeschichte.

Das Land an der Saar war bereits nach dem Ersten Weltkrieg auf die Dauer von 15 Jahren vom Deutschen Reich abgetrennt und in dieser Zeit dem Völkerbund unterstellt. Dennoch verblieben die Fußballvereine an der Saar weiterhin Mitglied im Süddeutschen Fußballverband und in dessen Ligensystem. Die Volksabstimmung am 13. Januar 1935 mit dem eindeutigen Votum zur Rückkehr ins Deutsche Reich beendete diese politische Teilung.
Einen etwas anderen Verlauf nahm die Saar-Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Sagen hatte nun Frankreich, das 1945 einen Militärgouverneur einsetzte, dessen politisches Ziel die Loslösung des Saargebiets von Deutschland war. Mit französischer Duldung trat 1947 eine saarländische Verfassung in Kraft, auf Grund derer eine saarländische Regierung unter Ministerpräsident Johannes Hoffmann gebildet werden konnte. Der Saar-Staat war geboren, der aber politisch und wirtschaftlich in starker Abhängigkeit von Frankreich blieb.
Was bedeutete das für den Saar-Fußball? Die Spitzenvereine 1.FC Saarbrücken und Borussia Neunkirchen konnten 1946 in der Nordzonenliga der französischen Besatzungszone u.a. gegen 1.FC Kaiserslautern, Wormatia Worms, FK Pirmasens, FSV Mainz 05 antreten. Der 1.FC Saarbrücken wurde der erste Meister dieser Liga.
Die Errichtung einer Zollgrenze zwischen dem Saarland und Deutschland, nach Einführung des französischen Franken als Währung im Saarland Ende 1947, machte den Reiseverkehr der saarländischen und pfälzischen bzw. rheinhessischen Vereine zunehmend schwieriger und führte schließlich zum Ausscheiden der Saarvereine aus der inzwischen gebildeten Oberliga Südwest.
Der 1.FC Saarbrücken, der sich damals mehr und mehr zu einem europäischen Spitzenverein entwickelte, hatte nunmehr im kleinen Saarland keine adäquaten Gegner. Er beantragte für die Saison 1948/49 die Aufnahme in die zweite französische Division, in die er nach anfänglichem Widerstand schließlich „außer Konkurrenz“ aufgenommen wurde. Er beendete die Saison als inoffizieller Meister. Der Aufstieg in die erste Division aber wurde ebenso wie der Verbleib in der zweiten verweigert. Die „deutsche“ Konkurrenz war den Franzosen zu stark.
Im Juni 1949 regte die Saarregierung in einem Schreiben an den Landessportverband an, die Fachverbände mögen sich den entsprechenden französischen Verbänden anschließen. Der am 25. Juli 1948 gegründete Saarländische Fußball-Bund befasste sich auf einem Bundestag am 17. Juli 1949 mit der Frage nach der Affiliation (also Angliederung des SFB an die Federation Francaise de Football). 299 Delegierte befürworteten die Angliederung, aber 609 stimmten dagegen.
Offen aber blieb weiterhin die Frage, wie dem FC Saarbrücken, aber auch Borussia Neunkirchen die Eingliederung in ein leistungsgerechtes Spielsystem angeboten werden könnte. Ein internationaler Saarland-Pokal mit großer finanzieller Unterstützung durch die Regierung sollte helfen. In der Saison 1949/50 beteiligten sich an den Spielen, die ausschließlich in Saarbrücken ausgetragen wurden, 16 Spitzenvereine aus Westeuropa und Südamerika. Sieger wurde der FC Saarbrücken mit einem 4:0 gegen Stade Rennes (Frankreich). Den 3. Platz belegte Hajduk Split mit 3:2 gegen den FC Metz. Der zweite Anlauf 1950/51 endete aus finanziellen Gründen bereits vor dem Finale.
Der 1.FC Saarbrücken, den der FIFA-Präsident Jules Rimet damals als „interessanteste Fußballmannschaft Europas“ bezeichnete, war in den Jahren 1950 und 1951 europaweit ein begehrter Testspielgegner. Im Februar 1950 schlug der FCS in Zürich die Schweizer Nationalelf mit 2:1, im Mai besiegte der FCS den FC Liverpool 3:0. Unvergesslich das Frühjahr 1951. Die Spielreise nach Frankreich und Spanien brachte grandiose Erfolge: 2:1 gegen US Cannes, 4:0 gegen Atletico Bilbao, 2:2 gegen La Coruna. Höhepunkt aber war der Auftritt bei Real Madrid, das schon seit 12 Jahren kein Heimspiel mehr verloren hatte. Der 4:0-Sieg der Saarbrücker war auch nach Ansicht der spanischen Presse hochverdient.
Nach wie vor offen aber blieb die Frage nach einem attraktiven Spielbetrieb für die Spitzenvereine an der Saar. Der Versuch, eine gemeinsame Meisterschaft der Verbände Luxemburgs, Belgiens und des Saarlandes zu etablieren, scheiterte an der Absage der Belgier.
Blieb also nur noch der Weg zurück in das deutsche Ligasystem, das man 1948 hatte verlassen müssen. In der Oberliga Südwest waren seit Jahren Plätze für die Saarvereine freigehalten worden. Durch geschicktes Verhandeln mit den Kollegen aus dem Südwesten und nicht minder geschicktem Taktieren von Hermann Neuberger (seit 14. Mai 1950 Präsident des SFB als Nachfolger von Gründungspräsident Willy Koch) gegenüber der Regierung konnten der 1.FC Saarbrücken und Borussia Neunkirchen in der Saison 1951/52 in der Oberliga Südwest starten. Neuberger hatte mit Schreiben vom 21. April 1951 (einem Samstag) den Ministerpräsidenten über die Gesprächsergebnisse informiert und am Sonntagnachmittag allen saarländischen Redaktionen eine diesbezügliche Pressemitteilung zukommen lassen.
Als der Ministerpräsident montags den Brief zur Kenntnis nehmen konnte, war das Thema bereits Tagesgespräch mit voller Zustimmung der Bevölkerung. Ein Veto seitens der Regierung war aus politischen Gründen undenkbar.
Die Saison 1951/52 verlief für die Saarbrücker überaus erfolgreich. Am Ende der Spielzeit war der FCS Meister vor TuS Neuendorf und dem 1.FC Kaiserslautern. Die Gruppenspiele um den Einzug in das Finale um die Deutsche Fußballmeisterschaft beendete der FCS ebenfalls als Erster nach Spielen gegen den 1.FC Nürnberg, den Hamburger SV und dem FC Schalke 04 mit 4 Siegen bei 2 Niederlagen.
Im Finale am 22. Juni 1952 vor 80 000 Zuschauern im Ludwigshafener Südweststadion unterlagen die Saarbrücker dem VfB Stuttgart mit 2:3. Bei umgekehrtem Ausgang wäre ein nicht dem DFB angehöriger Verein Deutscher Meister geworden.
Der 1.FC Saarbrücken war kein Mitgliedsverein des DFB sondern ein Verein des Saarländischen Fußball-Bundes. Und dieser war seit 22. Juni 1950 (FIFA-Kongress in Rio de Janeiro) Mitglied der FIFA und das auch noch vor dem DFB, der erst am 22. September 1950 (exakt 3 Monate danach) bei einer Sitzung des Exekutivkomitees der FIFA in Brüssel Aufnahme fand.
Mit der internationalen Anerkennung des SFB war die Möglichkeit verbunden, offizielle Länderspiele auszutragen und an internationalen Turnieren bis hin zur Weltmeisterschaft teilzunehmen.
Von November 1950 bis Anfang Juni 1956 wurden insgesamt 19 Länderspiele gegen 9 Nationen ausgetragen, wobei der FCS die meisten Spieler abstellte. Sechs Spiele wurden gewonnen, drei endeten unentschieden und zehnmal gingen die Saarländer als Verlierer vom Platz.
Unbestrittener Höhepunkt war das WM-Qualifikationsspiel Saarland gegen Deutschland am 28. März 1954 im Saarbrücker Ludwigspark, das Deutschland mit 3:1 gewann und damit den Weg zur Fußball-Weltmeisterschaft in der Schweiz und zum ersten Stern ebnete.
Doch nun nochmals der Reihe nach: Die Schweizer Freunde waren nach dem Zweiten Weltkrieg die Ersten, die die Blockade gegen deutsche Fußballmannschaften durchbrachen. Zur gleichen Stunde, am 22. November 1950, als die deutsche Nationalmannschaft in Stuttgart vor mehr als 100 000 Zuschauern mit der Schweiz das erste Nachkriegsländerspiel bestritt (1:0 für Deutschland), trafen die Schweizer mit ihrer B-Elf in Saarbrücken auf die neuformierte Saarauswahl. 16 000 Zuschauer freuten sich im Stadion Kieselhumes, dessen Spielfläche noch aus roter Erde bestand, über 8 Tore. Die Saarländer siegten nach Treffern von Leibenguth (2), Martin (2) und Berg mit 5:3. Der Chefredakteur des Züricher „Sport“ schrieb danach: „Die Saarländer sind eine fußballbesessene Gesellschaft. Die Technik beherrschen sie so wie die Wiener in ihren besten Zeiten. In Sachen Akrobatik machen sie es den Italienern und Brasilianern nach. Dem Temperament nach sind sie Franzosen oder Spanier, nur ihre Staatsangehörigkeit ist ein wenig umstritten. Manchmal sind sie Deutsche, manchmal Franzosen, manchmal …….. Saarländer.“
Zweites Spiel – zweiter Sieg. Am 21. Mai 1951 gelang auf dem Kieselhumes vor 20 000 Zuschauern ein 3:2-Erfolg über Österreich B, bei dem Max Merkel die Abwehr dirigierte. Torschützen für das Saarland waren Leibenguth (2) und Binkert. Bundestrainer war zur dieser Zeit Gustl Jordan, ein gebürtiger Österreicher mit französischer Staatsangehörigkeit.
Am 15. September 1951 folgte das dritte Spiel in Bern gegen die B-Elf der Schweiz. 6 500 Zuschauer sahen den 5:2 Erfolg der Saarländer nach Toren von Martin (2), Binkert, Leibenguth und Siedl. Im vierten Spiel (14.10.51) gab es die erste Niederlage. Vor 25 000 Zuschauern im Wiener Prater-Stadion gelang Österreich B mit 4:1 die Revanche (Ehrentreffer: Siedl). Am 20. April 1952 unterlag die Saar-Elf Frankreich B vor 28 000 Zuschauern, darunter circa 8 000 Franzosen aus dem benachbarten Lothringen, mit 0:1. Star der Franzosen war der vielfache Nationalspieler Raymond Kopa. In der „Equipe“ war zu lesen: „Ohne Zweifel war es die Staubwolke, die das Schicksal von Frankreich B zum Guten wendete.“ Immer noch kein Rasenplatz für Länderspiele im Saarland!
Die Revanche sollte aber noch im gleichen Jahr gelingen. Am 5. Oktober 1952 siegte das Saarland in Straßburg vor 30 000 Zuschauern und auf einem Rasenspielfeld mit 3:1 (Binkert (2), Martin). Es war das erste Spiel des SFB unter dem neuen Bundestrainer Helmut Schön.
Im Folgejahr stand das erste Qualifikationsspiel für die WM in der Schweiz auf dem Programm. Nicht das Los, sondern ein Setzverfahren hatte das Saarland mit Deutschland und Norwegen in eine Gruppe bestimmt. Schließlich sollte auf jeden Fall vermieden werden, dass zwei deutsche Mannschaften in der Schweiz antreten.
21 000 Zuschauer sahen am 24. Juni 1953 in Oslo einen 3:2-Sensationssieg der Saar nach 0:2 Rückstand und verletzungsbedingtem Ausfall der Abwehrspieler Philippi und Puff. Das Reglement ließ nur eine Auswechslung zu und Theo Puff humpelte die gesamte zweite Halbzeit auf Linksaußen herum, um damit der Mannschaft zu helfen. Am 19. August empfingen die Norweger die DFB-Elf und spielten unentschieden 1:1.
Die Saar war jetzt Gruppenerster bis zum Spiel am 11. Oktober in Stuttgart gegen Deutschland. 55000 Zuschauer sahen ein Spiel, das nach Presseberichten nicht so einseitig war, wie das Ergebnis vielleicht vermuten lässt (3:0 für Deutschland nach Toren von Morlock (2) und Schade). Der ungarische Nationaltrainer Gusztav Sebes meinte sogar, die Sarländer seien das bessere Team gewesen.
Beinahe wäre dieses Spiel aber ausgefallen und von der FIFA am grünen Tisch (wohl zugunsten der Saar) gewertet worden. Auf Beschluss der Bundesregierung unter Konrad Adenauer war das Zeigen der Saarflagge und das Abspielen der Saarhymne auf bundesdeutschen Boden verboten. Der DFB war in der Zwickmühle. Drei Bundesministerien (Auswärtiges Amt, Innenministerium, Gesamtdeutsches Ministerium) waren mit der Frage befasst und suchten noch drei Tage vor dem Spiel fieberhaft nach einer Lösung. Den Knoten durchschlug schließlich DFB-Präsident Dr. Peco Bauwens, der nach Rücksprache mit SFB-Päsident Neuberger einen Kompromissvorschlag unterbreitete, dem auch die FIFA zustimmen konnte. In Stuttgart wie in Saarbrücken wird auf die Nationalflaggen und die Nationalhymnen verzichtet. Gezeigt werden lediglich die Flaggen der gastgebenden Städte und die Verbandsflaggen von DFB und SFB. Einzige Nationalflagge im Stadion war die zu Ehren des jeweiligen Schiedsrichters.
Das Rückspiel gegen Norwegen (8.11.53) fand im neugebauten Ludwigspark-Stadion statt. Es war das erste Heimspiel der Saarauswahl auf einem Rasenspielfeld. 40 000 Zuschauer sahen eine dominante Saarelf, der aber trotz 13:0 Eckstößen gegen den an diesem Tag unbezwingbaren norwegischen Torhüter Hansen kein Treffer gelingen wollte. Ein saarländischer Sieg an diesem Tag hätte die Gruppenführung bedeutet und Herberger unter noch größeren Druck gesetzt.
Aber da war ja noch das Rückspiel gegen Deutschland in Saarbrücken. Ein Sieg der Saarländer hätte ein Entscheidungsspiel um die Reise in die Schweiz zur Folge gehabt. Dieses mögliche Spiel war bereits für Paris terminiert. 53 000 Zuschauer, viele Tausend aus der Bundesrepublik, drängten am 28. März 1954 bis an den Spielfeldrand. Beim Einlaufen der Mannschaften erklang aus dem nahen Wald über Lautsprecher das Deutschlandlied. An Herbergers Geburtstag (57 Jahre) siegten seine Spieler mit 3:1 (Tore: Morlock (2), Schäfer / Martin). Der Weg zum ersten Weltmeistertitel war frei. Die Saarmannschaft durfte zur Belohnung als Gäste in die Schweiz reisen, wo sie im Berner Wankdorf-Stadion den 3:2-Sieg über Ungarn miterlebten, um später im Quartier der Deutschen persönlich zu gratulieren. Sie waren doch auch Deutsche und im Fußball beste Freunde.
Die weiteren Spiele:
05.06.1954 Saarland – Uruguay 1:7
26.09.1954 Saarland – Jugoslawien 1:5
17.10.1954 Frankreich B – Saarland 4:1
01.05.1955 Portugal – Saarland 6:1
09.10.1955 Saarland – Frankreich B 7:5
16.11.1955 Saarland – Niederlande 1:2
01.05.1956 Saarland – Schweiz 1:1
03.06.1956 Saarland – Portugal B 0:0
Am 6. Juni 1956 sahen 65 000 Zuschauer in Amsterdam das letzte Spiel einer saarländischen „Nationalmannschaft“. Die Niederlande siegten mit 3:2. Die Tore für das Saarteam erzielten die späteren deutschen Nationalspieler Heinz Vollmar (SV St.Ingbert) und Karl Ringel (Borussia Neunkirchen). Vollmar gehörte 1962 zum DFB-Kader bei der WM in Chile.
Am 8. Juli 1956 beschließt der Bundestag des SFB – in Anwesenheit des DFB-Präsidenten Dr. Peco Bauwens – beim DFB einen Aufnahmeantrag als Landesverband zu stellen. Der DFB-Bundestag befürwortet sodann am 28. Juli 1956 in Duisburg einstimmig die Aufnahme des SFB als Saarländischer Fußballverband (SFV) in den Deutschen Fußball-Bund. Damit endet auch die Mitgliedschaft des Saarlandes als selbständiger Nationalverband in der FIFA.

Hans-Peter Becker

Ein Dokument über seine Zeit im Saarland

In einem militärgrünen Käfer rollt er in sein neues Fußballreich, schreibt Helmut Schön in seiner Biografie. „Später tuckerte ich in einem Peugeot-Kombi durchs Saarland.“ Um sich Fußball-Spiele anzuschauen, um Fußball zu lehren. Der Sachse ist seit 1. Januar 1952 Trainer der Saarländischen Nationalmannschaft.
Zwei Jahre zuvor flieht der ehemalige Fußball-Nationalspieler mit seiner Familie aus Dresden. Über Berlin kommt er nach Wiesbaden. In eine Stadt „die meiner alten Heimat Dresden so ähnelt“, wie Schön schreibt. Im Hessischen gefällt es ihm. Er sollte in Wiesbaden bis zu seinem Tod 1996 leben. Was ihm fehlt, ist das Herz des Fußballs. Das schlägt damals nicht im Rhein-Main-Gebiet, das pocht 150 Kilometer weiter südwestlich im Saarland. Was für viele heute ein Trip in die Provinz ist, war für Schön 1952 eine Reise ins Fußball-Paradies. „Wenn auch die Äußerlichkeiten primitiv erscheinen mochten, war dieses Lehrstück dennoch ideal“, schreibt Schön in seiner Biografie über seine Zeit zwischen Mosel und Saar.
Zu den Äußerlichkeiten sei geschrieben: Nur knapp eine Million Saarländer leben auf einer Fläche, die so klein wie 35972 Fußballfelder ist. Sie leben in wunderschönen Landschaften, waren in ihrer Geschichte salopp gesagt zwei Mal  deutsch und zwei Mal französisch. Deutsch ist dennoch die Muttersprache der Ureinwohner, Saarbrücken ihre Hauptstadt.
In Schöns Zeit ist das Saargebiet dank Kohle und Stahl ein starker deutscher Wirtschaftsmotor. Und dank des Fußballs keine Provinz. Deutschland kennt das Saarland. Der 1. FC Saarbrücken steht 1943 und 1952 im Finale um die Deutsche Meisterschaft, Borussia Neunkirchen verliert das DFB-Pokal-Finale 1959 gegen Schwarz-Weiß Essen – in den 50er und Anfang der 60er Jahre ist der saarländische Fußball en vogue.
Schön übernimmt das Trainer-Amt von Auguste „Gustl“ Jordan. Der 24-malige französische  Nationalspieler ist gleichzeitig Trainer des 1. FC Saarbrücken, betreute die Saarelf in den ersten fünf ihrer insgesamt 19 Spiele. Zu dieser Zeit ist das Saarland gerade mal wieder französisch, steht bis Ende 1956 unter dem Protektorat Frankreichs. Die Franzosen sind für die Verteidigung und die auswärtige Vertretung zuständig. Ansonsten ist das Saarland ein autonomer Staat, hat eine Verfassung, einen Ministerpräsidenten, einen Landtag, eine Regierung, eine Polizei, Autokennzeichen. Und ist FIFA-Mitglied: Dank des Saarländers Hermann Neuberger.
Am 14. Mai 1950 begann Neuberger als Präsident des damals zwei Jahre alten Saarländischen Fußballbundes seine beispiellose Funktionärskarriere, die der Völklinger als DFB-Präsident (1975 bis 1992) vollendete. Dank seines Vermittlungsgeschicks gelingt es dem Saarland, am 12. Juni 1950 eigenständiges Mitglied der FIFA zu werden. Den DFB nimmt der Weltfußballverband erst im Herbst auf.
Neubergers Auftrag an seinen neuen Trainer Schön ist klar: Der Sachse soll die Saarländer zur WM in die Schweiz führen. Zwei Jahre hat Schön Zeit, eine Mannschaft zu formieren, die in der Qualifikation für die WM 54 bestehen soll. Der 1,86-Meter große Schlacks  beginnt sofort mit seiner Arbeit: „Ich besuchte die Vereine, beobachtete die Spitzenspieler, stellte verschiedene Auswahlmannschaften auf. Auch die Jugend gehörte dazu“, erinnert sich Schön. Das ist, was er immer wollte. War „der Lange“ zuvor in Dresden ein großer und erfahrener Spieler, ist er nun ein junger Trainer. Kein Vereinstrainer – Bundestrainer. Nicht nur eine Mannschaft muss er genau im Auge haben, er will sie alle kennen: „Man bekam einen weiteren Horizont, musste beweglicher sein, lernte viel mehr mit Menschen umzugehen und lernte unterschiedliche kennen.“ Das entspricht  seinem Naturell, „sich verschiedenen Situation selbst anzupassen“, ein kommunikativer Typ zu sein. „Kontakte mit Menschen waren für mich immer ein Lebenselement“, schreibt er.
Da ist er im Saarland goldrichtig. Saarländer sind gesellig. „Wir saßen abends oft in der ersten Etage im Haus des Sports in der Saarufer-Straße zusammen. Der Neuberger, der Helmut Schön, ich war da auch oft dabei. Wir haben viel gelacht. Der Helmut hatte immer ein paar Kalauer auf Lager“, erinnert sich Gerhard Reuther. Der heute 88-Jährige war Neubergers Assistent und Pressewart des SFB. Er lebt heute noch nur einen Fußball-Abschlag von der Saar entfernt. Reuther erinnert sich an die 50er im Saarland gerne. „Am Hauptbahnhof gab es zum Beispiel eine Kneipe, die hieß Strohdiele, dort haben wir gerne noch ein Feierabend-Bier getrunken. Wie das unter Fußballern üblich ist.“
Neuberger ist kein Kostverächter. Schön auch nicht. Jimmy Hogan hatte Schön auf den Geschmack gebracht. Der Engländer war 1932 Schöns erster Trainer beim Dresdner SC und „trank selber mal gerne einen“, erinnert sich Schön. Der „Entwicklungshelfer“ aus dem Mutterland des Fußballs „führte sich dabei aber nicht wie ein Puritaner auf, wie es manche Trainer an sich haben“. Sowieso: Von Hogan habe Schön viele nützliche Tipps erhalten. In sportlichen wie menschlichen Fragen. Er habe mal zu ihm gesagt: „Helmut, du gehst am Tag vor dem Spiel in das Bierhaus Weihenstephan am Bahnhof, trinkst ein großes dunkles Bier, und dann gehst du nach Hause und schläfst gut.“ Daran habe sich Schön immer gehalten.
So kommt es, dass seine Auswahl-Spieler im Saarland (und später auch in Deutschland) vor dem Schlafen ein bis drei Bier trinken durften. „Das schadet nichts“, schreibt Schön in seiner Biografie in Einklang mit seinem Mentor Hogan. Und mit der Absolution von Neuberger. „Schön wusste, wie gerne man an der Saar ein Helles trinkt. Warum sollten unsere Spieler […] nicht am Abend vor dem Spiel ein und zwei vielleicht auch drei Gläschen kippen dürfen?“, fragt Neuberger in seiner Festschrift, in der er weiter schreibt: „Meist nämlich erweist es sich als falsch, den Spieler aus seiner Gewöhnung zu reißen. Lieber öffentliches Gestatten, das eine Kontrolle erlaubt, als ein Hintenrum, das Vertrauen untergräbt.“ Eine schöne Umschreibung für Schöns Arbeitsstil.
Er pendelt. Seine damalige Lebenspartnerin Annelies lebt trotz Scheidung 1948 von ihm in Wiesbaden im gemeinsamen Neckermann-Haus, Schön an der Sportschule im beschaulichen Saarbrücker Stadtwald. Erst 1955 heiraten sie im Saarland erneut. „Unter der Woche war Helmut meist hier in Saarbrücken“, erinnert sich der Reuther. Ist er da, ist er meist auf Mission. Im Kofferraum seines Käfers „hatte ich eine Filmapparatur für die Vorführung von Lehrfilmen. Ich hielt Vorträge. Ich stellte Teams auf, und ich stellte um, ich gliederte aus und baute neue auf.“ Er liebt es, über Fußball zu diskutieren. Schön liebt auch die feine Ironie. Was er nicht mag, ist Kritik in Zeitungen. „Als er zu uns ins Saarland kam“, erinnert sich der ehemalige Journalist Wilfried Burr, „da dachten wir alle: Jetzt kommt so ein Dickkopf. Im Saarland galten die Sachsen als Dickköpfe.“ War er es denn? Im Trainer-Journalistenverhältnis?  „Nun ja, er konnte schon hartnäckig sein. Aber wenn man ihn besser kannte, und wusste, wie man ihn ansprechen musste, bekam man auch die nötigen Informationen von ihm“, erinnert sich Burr. „Menschlich kamen wir bestens miteinander aus. Wir hatten gar ein freundschaftliches Verhältnis.“
Ähnliches berichtet Reuther: „Schön war nie wirklich böse, er war nie ein Haudrauf. Dennoch war er konsequent. Er hatte immer eine klare Linie“, sagt er. Und Schön ist penibel –  wie Burr bei der WM 1978 in Argentinien beobachtet. „Er hat vor dem Spiel die Grashalme im Stadion vermessen. Ob sie gleichlang sind.“
Schön überlässt nichts dem Zufall, hat aber stets den Menschen hinter dem Fußballer im Blick. Neuberger selbst erinnert sich in einer Festschrift, dass Schön zwar ein Meister an der Taktiktafel sei, dass er aber genau weiß, wann er Spieler damit langweile. „Seine Ideen wurden an der Saar für gut geheißen, dort konnte sich vornehmlich der gute Psychologe entfalten: die Saar-Elf war, wenn es galt, ein verschworener Haufe! Der Rädelsführer? Helmut Schön, Lehrer, Kamerad, Freund“, lobt Neuberger.
Dass es eine erfolgreiche Zeit war, liegt an seiner Arbeit, aber auch an den Spielern. Das Saarland hat damals gute Fußballer: Herbert Binkert, Herbert Martin, Karl Ringel, Theo Puff, Werner Otto, Waldemar Philippi. Curt Clemens (Saar 05, FCS, Nancy) gilt 1954 als wertvollster Spieler Europas. Der großartige Stratege hat Angebote von Real Madrid und dem FC Barcelona vorliegen, lehnt beide ab. Noch heute lebt er in Homburg und ist 90 Jahre alt. Der damalige Fifa-Präsident Jules Rimet erzählt in einem Interview: „Die interessanteste Mannschaft des Kontinents kommt aus Saarbrücken“. Dabei bezieht sich der Namensgeber des WM-Pokals auf die FCS-Mannschaft, die 1951 Real Madrid im Chamartín-Stadion (das heutige Bernabeu) mit 4:0 geschlagen und 1952 das Endspiel um die deutsche Meisterschaft gegen Stuttgart unglücklich 2:3 verloren hatte.
Schön weiß das natürlich. Gegen Binkert hat er 1943 noch selbst im Finale um die deutsche Meisterschaft auf dem Platz gestanden. Auch Schöns Förderer, der deutsche Bundestrainer Sepp Herberger, hat zu der Zeit einen guten Draht ins Saarland. Herberger ist aus Mannheim, präferiert Spieler aus Kaiserslautern, reist oft nach Saarbrücken, der DFB sitzt in Frankfurt. Der Südwesten der Republik war damals die Keimzelle für eine erfolgreiche Zeit des DFB. Neuberger, Herberger, Schön, Jupp Derwall, der FCK – zwischen 1954 und 1992 spielen sie in der Geschichte des DFB Hauptrollen.
Es war auch Herberger, der Schön dem Saarländer Neuberger empfahl. Und alle drei mussten wahrscheinlich schmunzeln, als sie die Auslosung für die WM-Qualifikations-Gruppe vor Augen hatten: Das Saarland ist in einer Gruppe mit Deutschland gelost worden. Dazu kam noch Norwegen.
Schöns erstes Spiel als Trainer, ein Testländerspiel bei Frankreichs B-Mannschaft, gewann das Saarland mit 3:1. Dennoch fuhr das Team als Außenseiter nach Oslo zum ersten Qualispiel gegen Norwegen. So lief es auch: Die Mannschaft liegt schnell 0:2 hinten, Philippi und Puff verletzen sich, doch Schön stellt taktisch so geschickt um, dass das saarländische Wunder von Oslo gelingt. Binkert, Otto und Siedl drehen das Spiel zum 3:2-Sieg. Die Saarländer feiern mit ihrem Trainer und Neuberger den Sieg im Grand Hotel bis zum Morgengrauen. „Ich weiß nicht, ob die überraschende Wende an einer gewissen Überheblichkeit unseres Gegners oder an dem unbeugsamen Kampfgeist unserer Truppe lag. Vielleicht war auch beides zusammen die Ursache“, sinniert Schön nach dem Spiel in die Mikrofone. Deutschland schafft in Norwegen nur ein 1:1. Das Saarland ist Tabellenführer.
Es folgt das erste Aufeinandertreffen mit Deutschland. Das Hinspiel findet am 28. Oktober 1953 in Stuttgart statt. 3:0 für Deutschland, aber gute Kritiken für das kämpfende Saarland. „Das Saarland – ein tapferer Gegner“, „Nur drei Abstaubertore“. Herberger sagt nach dem Spiel zu Schön: „Helmut, wir sollten froh sein, dass das Spiel vorüber ist. Ich bin es jedenfalls.“ Es folgt das Rückspiel gegen Norwegen im Ludwigspark, es endet 0:0. Trotz großem Chancenplus für die Schön-Elf. Deutschland gewinnt zu Hause zeitgleich gegen Norwegen 5:1. Und so muss der 28. März 1954 im Saarbrücker Ludwigsparkstadion die Entscheidung bringen. Wer fährt zur WM? Schön oder doch Geburtstagskind Herberger? Gewinnt Deutschland, ist es in der Schweiz dabei. Gewinnt das Saarland, kommt es zu einem Entscheidungsspiel im Pariser Prinzenpark.
Die Kartennachfrage an diesem 28. März 1954 ist so groß, dass „Tausende keine Gelegenheit zum Besuch des Kampfes“ haben, schrieb die Saarbrücker Zeitung. Das Saarland, Deutschland, der 2. Weltkrieg. Die saarländische Landesregierung lässt aufgrund der politischen Brisanz des Spiels keine Nationalflaggen im Stadion zu. Die Bergmannskapelle darf  keine Hymnen spielen. Stattdessen spielen im Wald Lautsprecher die deutsche Nationalhymne ab. Die Saarländer singen mit, sie wollen wieder Deutsche sein. Den saarländischen Spielern, so erzählt Binkert, war das ganze Drumherum eh egal: „Wir wollten guten Fußball spielen, wir wollten gewinnen – was die Politik gemacht hat, hat uns nicht interessiert.“ Binkert lebt heute in einem saarländischen Seniorenheim und erinnert sich noch genau an den Spielfilm des Jahrhundertspiels: Herbert Martin traf kurz nach Beginn zum saarländischen Führungstor, das der niederländische Schiedsrichters Bronkhorst wegen Abseits nicht gab. „Das war nie und nimmer Abseits“, erinnert sich der heute 90-jährige Martin. Deutschlands Torwart Toni Turek analysierte: „Es hat eine Halbzeit böse für uns ausgesehen, und ich weiß nicht, was geworden wäre, wenn die Saar einen Vorsprung erreicht hätte.“ Kurt Clemens treibt die Saarländer immer wieder an. Fritz Walter wiederum hatte in Minute 31 keine Lust mehr, gegen die Saarländer zu spielen. Er ließ sich von Sepp Herberger auswechseln. „Verletzungsbedingt“, erinnert sich Binkert. Das 0:1 durch Deutschlands Stürmer Max Morlock kommt da eher aus dem Nichts. Auch das 0:2 von Morlock (54.) bedeutet noch nicht das Ende saarländischer WM-Träume. Zumal Martin in Minute 67 per Handelfmeter auf 1:2 verkürzt. „Flach und hart habe ich den ins linke Eck geschossen“, sagt er. Der Park bebt, doch Hans Schäfer (83.) sorgt mit dem 1:3 für die Entscheidung. Im Anschluss ans Spiel gibt es ein gemeinsames Bankett, Helmut Schön ergreift das Wort und richtet es an seinen Mentor: „Lieber Herr Herberger, da das Saarland nun keine Möglichkeit mehr hat, in der Schweiz Weltmeister zu werden, schaffen sie es doch bitte mit der deutschen Nationalmannschaft!“. Herberger lacht und erwidert: „Wir wollen sehen, was sich machen lässt“. Nach dem gewonnenen Finale im Berner Wankdorf-Stadion am 4. Juli 1954, ist die Saarländische Mannschaft unter den ersten Gratulanten in der Schweiz vor Ort. Auf Einladung des DFB. „Da habe ich Seppl Herberger umarmt“, erinnert sich Schön. „Wir müssen ein schönes Paar abgegeben haben: Der Kurze und der Lange – innig vereint.“
Noch drei weitere Spiele bleibt Schön im Saarland. Taktik, Menschenführung, Medien: „Das Saarland bot mir ein klassisches Modell dafür, was man als Bundestrainer alles machen muss und kann“, schreibt Schön als Fazit in seiner Biografie. Die Saar wird 1957 wieder Deutsch, ihr Fußballverband schon etwas früher. Doch Schön sollte nicht arbeitslos werden. „Der Lange“ bekam wieder einen Ruf. Diesmal von Sepp Herberger. Und so saß Schön seit dem 26. Mai 1956 regelmäßig neben Herberger als Assistent auf der Trainerbank des Deutschen Fußballbunds. Dabei hatte der Mann gerne eine Mütze auf.
dfb.de / Michael Kipp

Helmut Schön
Geboren am 15. November 1915 in Dresden
Gestorben am 23. Februar 1996 in Wiesbaden
Stationen als Spieler:
1925 bis 1933: Dresdensia Dresden
1933 bis 1945: Dresdner Sport-Club
1945 bis 1950: SG Friedrichstadt Dresden (ehemaliger Dresdner Sport-Club) dazwischen Gastspiele beim 1. FC St. Pauli.
1950 bis 1951: Hertha BSC Berlin

Stationen als Trainer:
1945 bis 1950: SG Friedrichstadt Dresden
1948 bis 1950: Sachsen-Auswahl
1949 bis 1950: Betreuer der Auswahl der sowjetischen Besatzungszone, ab dem 7. Oktober 1949 Auswahltrainer der DDR.
1950 bis 1951: Hertha BSC Berlin
1951 bis 1952: SV Wiesbaden
1952 bis 1956: Bundestrainer (Saarländischer Fußballbund)
1956 bis 1964: Assistent von Bundestrainer Josef „Sepp“ Herberger (Deutscher Fußballbund)
1964 bis 1978 Bundestrainer (Deutscher Fußballbund).
Erfolge als Spieler:
Mit dem Dresdner SC gewann Schön 1942/43 und 1943/44 die Deutsche Fußballmeisterschaft. 1943 im Endspiel in Berlin übrigens gegen den FV Saarbrücken (3:0). 1940 und 1941 gewann Schön mit dem DSC zweimal den Tschammer-Pokal.  Bundestrainer Sepp Herberger berief Schön zu 16 Länderspielen. Zwischen 1937 und 1941 traf Schön 17 Mal für die Nationalelf.
Erfolge als Bundestrainer:
Geht es nach Turniererfolgen, ist Helmut Schön der erfolgreichste Trainer in der Geschichte des DFB. Während seiner Amtszeit gewinnt Deutschland 1972 die EM, 1974 die WM, wird 1976 Vize-Europameister und 1966 Vize-Weltmeister. 1984 erhält  Helmut Schön als erster Trainer der Welt den Fifa-Orden und trainiert sechsmal eine Europa- oder Weltauswahl.

60 Jahre WM-Qualifikation Saarland gegen Deutschland –
Empfang in der Saarbrücker Staatskanzlei


Sechs Jahre lang gehörte der Saarländische Fußballbund in den 50-iger Jahren dem Weltfußballverband FIFA an. In dieser Zeit bestritt das Saarland zwischen dem 22. November 1950 und 6. Juni 1956 19 Länderspiele. Höhepunkte waren dabei die Spiele
der Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz. Das Saarland spielte in einer Gruppe mit Deutschland und Norwegen. 34 Länder nahmen damals an der Qualifikation teil. Wie sich doch die Zeiten ändern – an der Qualifikation für die Fußball-WM in diesem Jahr in Brasilien beteiligten sich 202 (!) Verbände.

Das Saarland gewann damals in der Qualifikation am 24. Juni 1953 in Oslo gegen Norwegen überraschend mit 3 : 2, verlor  am 11. Oktober 1953 in Stuttgart gegen Deutschland mit 0 : 3 und spielte einen Monat später am 8. November 1953 vor 40.000 Zuschauern im Saarbrücker Ludwigspark gegen Norwegen 0 : 0. Höhepunkt der Qualifikation aber war für das Saarland das Rückspiel gegen Deutschland am 28. März 1954 ebenfalls im Saarbrücker
Ludwigspark. Diesmal kamen 53.000 Zuschauer in den Park. Sie sahen einen 3 : 1 – Sieg des „großen Bruders“ Deutschland, der sich damit für die Weltmeisterschaft in der Schweiz qualifizierte und schließlich mit einem 3 : 2 – Sieg über Ungarn sensationell Weltmeister wurde.

Mit einem Empfang in der Saarbrücker Staatskanzlei in Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Fußballverband erinnerte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer an das für das Saarland historische Datum 28. März 1954. Im Mittelpunkt des Empfanges standen die Spieler, die in der FIFA-Zeit für das Saarland Länderspiele bestritten hatten. Sieben der noch lebenden neun Spieler von damals konnten der Einladung folgen: Herbert Binkert, Herbert Martin, Werner Otto, Karl Ringel, Willi Sippel, Ernst Zägel und Robert Zache.
Kurt Clemens und Horst Borcherding, der wieder in seiner Heimat Osnabrück lebt, mussten leider aus gesundheitlichen Gründen absagen. Den weitesten Weg hatte Willi Sippel, der in der Nähe von Fürth in Franken wohnt. Im Mittelpunkt standen Herbert Binkert, Herbert Martin und Werner Otto, die wie Kurt Clemens beim Spiel gegen Deutschland in Saarbrücken dabei waren.

Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer begrüßte mit launigen Worten die zahlreichen Ehrengäste, darunter auch die drei deutschen Nationalspieler Bernd Franke, Wolfgang Seel und Egon Schmitt. Sie spekulierte im Scherz, was eigentlich gewesen wäre, wenn Deutschland nicht die Qualifikation gewonnen hätte sondern das Saarland.

Die Grüße des Deutschen Fußball-Bundes und seines Präsidenten Wolfgang Niersbach überbrachte der aus Bliesen stammende stellvertretende Generalsekretär und Finanzexperte des DFB Stefan Hans. Auch er ging darauf ein, was gewesen wäre, wenn …. Ernsthaft aber hob er hervor, welche Bedeutung das Saarland für den deutschen Fußball hatte und hat. Besonders erwähnte er natürlich Hermann Neuberger, dessen Leistungen für den deutschen Fußball und das Ansehen in der Fußball-Welt unschätzbar seien.

SFV Präsident Franz Josef Schumann hob in seinem Grußwort die Erfolge des SFV in der Nachwuchsförderung hervor. So würde das Saarland – gemessen an der Einwohnerzahl – im Jugendbereich die meisten Nationalspieler aller Landesverbände stellen.

Der frühere Verbandsjugendleiter Hans-Peter Becker, der sich seit Jahren mit der Geschichte des Fußballs im Saarland beschäftigt, ging in einem Vortrag auf die Entwicklungen zu Beginn der 50iger Jahre im Saarland ein.

Für viele Besucher des Empfanges eine „Uraufführung“ waren die gezeigten Filmberichte  der Saarländischen Wochenschau zu den WM-Qualifikationsspielen, die der Saarländische Rundfunk aus seinem Archiv zu Verfügung gestellt hatte.

Zur Erinnerung an diesen Tag erhielte alle „Altinternationalen“ ein nachgearbeitetes Trikot der saarländischen Auswahlmannschaft, überreicht von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, SFV-Präsident Franz Josef Schumann und Wochenspiegel-Verlagsleiterin Carol-Monique Gebauer. Der Verlag hatte das Trikot herstellen lassen.

Zwei ganz große Namen des deutschen Fußballs trafen am 11.10.1953 in Stuttgart aufeinander: Helmut Schön gegen Sepp Herberger hieß das Duell, als die Saarländische Fußballauswahl gegen die deutsche Nationalmannschaft spielte. Es ging um nicht weniger als um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1954.

An diese historische Begegnung erinnert der Wimpel des Saarländischen Fußballverbandes, der zu den besonderen Raritäten des DFB-Archivs zählt.

Noch vor der Bundesrepublik Deutschland, am 12. Juni 1950, war es dem damals autonomen Saarland gelungen, eigenständiges Mitglied der FIFA zu werden. Nicht unbeträchtlichen Anteil daran hatte das Verhandlungsgeschick eines gewissen Hermann Neuberger, der gerade neuer Präsident des saarländischen Fußballverbandes SFB geworden war und der bekanntlich seine Karriere später als DFB-Präsident fortsetzen sollte.

Trainer der Saar-Auswahl war zunächst Auguste Jordan, ihm folgte dann 1952 Helmut Schön. Seine große Aufgabe war die Qualifikation zur WM 1954 – sie begann spektakulär. Obwohl die Saarland-Elf am 24. Juni 1953 gegen Norwegen in Oslo schon nach 15 Minuten mit 0:2 in Rückstand geraten war und der Spieler Theo Puff trotz Wadenbeinbruchs weiterspielen musste, weil das Auswechselkontingent erschöpft war, erkämpfte man einen 3:2 -Sieg. Das bedeutete eine sehr gute Ausgangsposition für die WM-Teilnahme. Sepp Herberger und seine Mannschaft waren also gewarnt, als es im Oktober 1953 zum Weltmeisterschafts-Ausscheidungsspiel in Stuttgart kam. Die DFB-Auswahl strengte sich gewaltig an und unterschätzte den Gegner zu keiner Zeit; das war auch wichtig, denn die Saarländer zeigten eine beachtliche Leistung. Letztendlich siegte die Herberger-Elf über die Mannschaft von Helmut Schön dann deutlich mit 3:0 – ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Weltmeisterschaft. Zwei Tore zum Erfolg steuerte Max Morlock bei, den Sieg perfekt machte dann Horst Schade in der 71. Minute mit dem dritten Tor.

Das Rückspiel 1954 in Saarbrücken gewann die DFB-Auswahl dann wieder klar mit 3:1, wenngleich es Stimmen gab, das Saarland sei die bessere Mannschaft gewesen. Immerhin schloss das Saarland die WM-Qualifikation als Gruppen-Zweiter ab.

Die Geschichte des SFB währte nur sechs Jahre. In dieser Zeit wurden 19 Länderspiele ausgetragen, sechs davon gewonnen, zehn verloren und dreimal gab es ein Unentschieden. 1956 wurde der SFB wieder als Landesverband in den DFB aufgenommen und Helmut Schön wurde Assistent von Sepp Herberger.

(Auszüge aus einem Vortrag von Hans Peter Becker beim Empfang in der Staatskanzlei am 28. März 2014)

Die Masse der Amateurvereine konnte zunächst nur Freundschaftsspiele organisieren, die auch noch von der Militärverwaltung genehmigt werden mussten. Schneller ging die Rückkehr in einen geordneten Spielbetrieb für den 1.FC Saarbrücken und VfB  Neunkirchen. Im Januar 1946  starteten in der französischen Besatzungszone zwei Ligen. Die Nordzonenliga umfasste 10 Mannschaften, darunter die Saarvertreter Saarbrücken und Neunkirchen. Saarbrücken wurde Meister, Neunkirchen Dritter und der FSV Mainz 05 Letzter. Wie sich die Zeiten doch ändern! Die Einführung des französischen Franken im November 1947 und die damit verbundene Errichtung einer Zollgrenze machte den Reiseverkehr der saarländischen und pfälzischen Vereine zunehmend schwieriger und führte schließlich zum Ausscheiden der Saarvereine aus der Oberliga Südwest.Für die erste Mannschaft des 1.FC Saarbrücken wird für die Saison 1948/49 die Aufnahme in die zweite französische Division beantragt. Der 1.FC Saarbrücken beendet die Saison 1948/49 als inoffizieller Meister der zweiten französischen Division. Der Aufstieg in die erste Division wird verweigert.Am 15. Juni 1949 regte Ministerpräsident  Johannes Hoffmann in einem Brief an den Landessportverband an, die saarländischen Sportverbände mögen sich den französischen Verbänden angliedern.Die Frage der Affiliation ist nun Gegenstand heftiger Diskussionen in den Sportfachver-bänden des Saarlandes. Auf dem Bundestag des Saarländischen Fußball-Bundes am 17. Juli 1949 in Sulzbach kommt es schließlich zu einer geheimen Abstimmung. 299 Delegierte befürworten die Affiliation an die Federation Francaise de Football, aber 609 stimmen dagegen bei 55 Enthaltungen. Bemerkenswert sind auch die Prozentzahlen mit 67,1% Nein und 32,9% Ja. Das entspricht fast genau dem Ergebnis der Abstimmung über das Saar-Statut vom 23. Oktober 1955, also 6 Jahre später, als 67,7% statt 67,1 Nein-Sager und 32,3 % Ja-Sager statt 32,9 beim SFB-Bundestag registriert wurden.Dass die Saarländer hungrig auf hochklassigen Fußball waren (was sie ja immer noch sind), zeigt die Resonanz bei einem anderen Spiel in dieser Zeit. Das Hohe Kommissariat hatte für Mittwoch, den 26. Oktober 1949 auf dem Kieselhumes, der damals auf dem Hauptfeld des Stadions noch einen Hartplatz aufwies, ein Freundschaftsspiel zwischen dem 1.FC Saarbrücken und dem 1.FC Kaiserslautern genehmigt. Obwohl es ein normaler Arbeitstag war, kamen über 30 000 Menschen in das überfüllte Stadion. Unter den Zuschauern der Hohe Kommissar Grandval und die gesamte Saarregierung. Beflaggt war das Stadion mit der Fahne der Bundesrepublik Deutschland, der Französischen Republik und des Saarlandes, womit die Eigenständigkeit des Saarstaates symbolisiert werden sollte. Beim 27. FIFA-Kongress am 22./23. Juni 1950 in Rio de Janeiro wird der SFB mit 18 von 34 Stimmen (16 enthielten sich) in den Weltfußballverband aufgenommen. Mit der inter-nationalen Anerkennung des SFB entflammte zunehmend der Streit um Flaggen und Hymnen.Bei den Qualifikationsspielen zur Fußball-Weltmeisterschaft 1954 verschärft sich die Situation bei der Begegnung Deutschland gegen das Saarland am 11. Oktober 1953 in Stuttgart. Die Bundesregierung war nicht bereit, von ihrem ablehnenden Beschluss abzurücken. Ein Konflikt mit der FIFA drohte. Drei Tage vor dem Spiel kommen die Referenten aller mit der Flaggenfrage befassten Bundesministerien zusammen, um eine Lösung zu finden. Als Gast nimmt DFB-Präsident Dr. Peco Bauwens teil. Dessen Vorschlag erlöst die Ministerialbeamten. Im Neckarstadion sollen nur die Verbandsflaggen des DFB und des SFB aufgezogen werden. Peco Bauwens vereinbart mit Hermann Neuberger die gleiche Vorgehensweise für das Rückspiel am 28. März 1954 in Saarbrücken. Auf das Abspielen der Hymnen wird gänzlich verzichtet. Dass beim Rückspiel im Ludwigspark das Deutschlandlied über Lautsprecher aus dem nahe gelegenen Wald erklang, war weder offiziell geplant noch zu verhindern.Die Zusammenfassung meiner Ausführungen möchte ich Detlef Schönauer überlassen:„Im Fußball sinn mir richdisch gudd – gewäähn – frieher“!.